Sehe ich im Großen und Ganzen ebenso.Shafirion hat geschrieben: ↑Mi 7. Apr 2021, 11:43 Es ist deutlich erkennbar (und nach dieser Saison gut verständlich), dass viele sich für den Sommer nicht nur einen größeren Umbruch wünschen, sondern auch einen Wechsel in der Philosophie. Insofern möchte ich einfach mal mit ein paar Mythen aufräumen. Warum? Um zu zeigen, dass das alles - wie immer - nicht ganz so leicht ist, wie man es sich gerne und schnell mal macht. Das ganze wird auch relativ schnell widersprüchlich.
Als Aufhänger nehme ich typische Forenzitate, die man hier gerne und oft liest.
1. "Hauptsache die Mentalität stimmt"
Vielleicht der am häufigsten gelesene Satz. Dann muss man sich aber auch daran festhalten lassen. Gestern war das Paradebeispiel, dass das nicht geschieht. Emre Can ist sicher so etwas wie die personifizierte Mentalität. Ein Kämpfer und Malocher, der immer alles gibt und sich in jeden Ball wirft. Leider leistet er sich aber hin und wieder Fehlpässe. Wer ernstmacht mit der Aussage, "Hauptsache die Mentalität stimmt", müsste das locker verzeihen, solange Emre immer alles gibt. Aber gestern war der kollektive O-Ton ja eher: "Schmeißt den endlich aus der Mannschaft". Ja, dann kommt es wohl doch nicht nur oder vor allem auf die Mentalität an?
2. "Hauptsache Identifikation mit dem Verein"
Oft liest man auch, wir sollten zukünftig weniger auf Toptalente setzen und mehr auf Spieler, die sich echt mit uns identifizieren. Dann müsste man sich aber z.B. mit einem Marius Wolf arrangieren, der in BVB-Bettwäsche eingeschlafen ist und euphorisch zu uns wechselte. Der genügte aber auch recht schnell den eigenen Ansprüchen nicht mehr. Eine Ikone wir Schmelzer wurde auch ganz schnell zum roten Tuch, als er den Ansprüchen nicht mehr genügte. Dasselbe geschieht gerade bei Marco Reus. Natürlich wäre es ein denkbarer Philosophie-Wechsel, wenn man einfach in erster Linie auf Spieler setzte, die sich wirklich mit dem Verein identifizieren. Dann wäre aber der Umgang mit den genannten Spielern höchst widersprüchlich.
3. "Einfach mehr auf die jungen, hungrigen Spieler setzen"
Liest man auch ständig. Kann man natürlich als Philosophie vorgeben, dann aber bitte auch mit angepasstem Anspruch (lies: Mittelmaß). Wie oft wurde schon letzte Saison gefordert, "einfach mal" Morey oder Balerdi spielen zu lassen. "Das wird dann schon." "Schlechter als Akanji können sie es auch nicht machen." (Siehe dazu noch unter 5.) Morey hat diese Saison einige Einsatzzeiten bekommen; für viele ist er aber auch schon wieder das personifizierte Mittelmaß. Eine Philosophie, die auf die Jugend setzt, muss das aber auch durchziehen. Das kann kaum so aussehen, dass man Morey 15 Spiele gibt, ihn dann aufgibt, dann Passlack 15 Spiele gibt, dann dem RV aus der U23 und dann dem aus der U19. Und wenn einer von denen dann so richtig durchstarten sollte, hat man sofort wieder das Problem, dass der Spieler Begehrlichkeiten weckt und möglicherweise weg will.
4. "Hauptsache attraktiven Offensivfußball"
Das war ja der Kernweinwand gegen Favre. Favres Plädoyer für "Geduld" ist ihm am Ende zum Verhängnis geworden. Trotzdem steht und fällt der Erfolg einer ambitionierten Mannschaft mit der defensiven Stabilität. Favre wird auch erkannt haben, dass wir einfach sehr wacklig sind und dann kann man sich nicht auf einen Schlagabtausch einlassen, zumal wenn die eigene Offensive durchgängig nicht so richtig liefert. Der vielgelesene Satz "Alles ist besser als dieser Angsthasenfußball" ist daher m.E. problematisch. Das hat man ja bei Terzic schnell gesehen, bei dem wir deutlich instabiler wurden.
5. "Schlechter kann es ja nicht werden"
Auch das ist einfach kurzsichtig. Wie zu Favre oft genug gesagt: Der hat die Mannschaft täglich trainiert und konnte ihre Stärken und Schwächen wesentlich besser einschätzen als ein Haufen selbsternannter Experten in einem Internet-Forum. Am Ende des Tages hat er vermutlich den Fußball spielen lassen, der die effektivste Mischung versprochen hat. Dieser mag vielen hier nicht gefallen haben; aber selbstverständlich kann es noch schlechter gehen. Es ist keine allzu kühne These, dass die Effektivität unter Terzic eingebrochen ist (immerhin hat in der akuten Krise Favre auf Lebensversicherung Haaland verzichten müssen).
Warum schreibe ich das alles? Weil ich glaube, dass ein zentrales Problem diese Saison hier im Forum die Erwartungshaltung war. Die ist so weit gestiegen, dass schon nach dem ersten Punktverlust hier Weltuntergangsstimmung herrschte. Wir (die Fans) sind zu gierig geworden. Wir sind gut beraten, da wieder in die Spur zu finden.
Den radikalen Umbruch, bei dem der halbe Kader ausgetauscht wird, wird es aufgrund laufender Veträge und der finanziellen Lage in der Pandemie nicht geben.
Und selbst wenn er möglich wäre, bekommen wir halt keine überragenden Fußballer, die die richtige "Mentalität" mitbringen und sich dann auch noch mit dem Verein identifizieren. Natürlich kann man dann sagen: Wir legen nur auf eins davon Wert. Dann müsste man das aber m.E. auch konsequent tun.
Wobei ich den Spieltagsthread nicht so streng bewerten würden .Da spielen Emotionen eine große Rolle, dass ist dann so ähnlich wie vor der eigenen Glotze, zuerst wird über Spieler XY geschimpft ,ein paar Sekunden später wieder bejubelt.
Im Stadion ist es nicht anders .Unglückliche Szene ,durch Stadion geht ein Raunen und Stöhnen begleitet mit dem ein oder anderen Kommentar.
Augenblicke später steht das ganze Stadion wieder voll hinter dem Spieler/dem ganzen Team.
Die Erwartungshaltungen sind erst nicht seid dieser Saison zu hoch, dass war ein schleichender Prozess.
2-3Jahre nach der letzten Meisterschaft war erkennbar , dass die Unzufriedenheit bei dem ein oder anderen User zunahm.