El Emma hat geschrieben: ↑Fr 7. Mai 2021, 22:35
Da halte ich nicht mehr gegen. Wenn du sogar Carl Schmitt (ein NS-Apologet, n'est-ce pas?) passend in einem Fußballforum zitieren kannst, müsste man schon zumindest mit Karl Jaspers kontern.
Mir fällt aber rein nichts von dem ein, weder zur Marschmusik noch zur Abseits-, äh Ausnahmeregel.
Zu Carl Schmitt fällt mir sehr viel ein. Ich will's aber kurz machen, um O.T. nicht allzu überzustrapazieren:
Ja, man denke, es ist sogar möglich, gar ggf. professionell nötig, sich intensiv mit einem berühmten und umstrittenen Theoretiker des politischen Denkens im 20. Jahrhundert zu beschäftigen, dessen Einfluß nicht nur auf die bundesrepublikanische Nachkriegsstaats(rechts)lehre, u.a. auch auf linke französische Strukturalisten oder auf den italienischen Philosophen Giorgio Agamben nicht zu übersehen ist. Sogar Joschka Fischer führt ihn auf seiner Bücherliste.
Schmitt gehört sicherlich weltweit zu den meistdiskutierten Denkern der (vergangenen) Gegenwart, so daß der geistesgeschichtliche entspanntere Umgang mit seinem Werk längst begonnen hat. Schließlich liefert dieser
leider (

) sehr gescheite "Kronjurist des Dritten Reiches" dank seiner begriffsmächtigen dichotomisierenden Analysetechnik und seines dezisionistischen Politik- und Gesellschaftsbildes Einichten in den Funktionsmechanismus der bürgerlichen Gesellschaft, die gerade gegen seine Parteinahme für den autoritären Staat sprechen.
So erweist sich die Lektüre seiner Schriften nicht zuletzt aufgrund ihrer stilistischen Prägnanz als sehr anregend, wie auch Walter Benjamin in seinem Buch über den "Ursprung des deutschen Trauerspiels" zustimmend anmerkte. Die Aktualität seines Werkes "Begriff des Politischen", der in der fundamentalen Freund-Feind-Unterscheidung gründet, liegt angesichts der weltweit zunehmenden Macht der Achse des Autoritären auf der Hand.
Kurz: Man braucht kein Nazisympathisant zu sein, um dem Werk Schmitts mit einer kritischen, keineswegs affirmativen Lesehaltung etwas, v.a. Einsichten in Betriebsgeheimnisse und Gebrauchsanleitungen jeder Art von politischer Macht abgewinnen zu können.
Eine Literaturempfehlung eines Autors, der ebenfalls nicht unkritisch an Schmitts Werk herangeht:
Und um wieder auf das Eingangszitat zurückzukommen. Es dürfte schwer sein, den "klassischen", oft zitierten Worten Schmitts aus seiner "Politischen Theologie" eine Prägnanz und Klugheit abzusprechen:
„Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet. (…) Der Ausnahmefall offenbart das Wesen der staatlichen Autorität am klarsten (…) die Autorität beweist, dass sie, um Recht zu schaffen, nicht Recht zu haben braucht. (…) Die Ausnahme ist interessanter als der Normalfall. Das Normale beweist nichts, die Ausnahme beweist alles; sie bestätigt nicht nur die Regel, die Regel lebt überhaupt nur von der Ausnahme.“
Sorry wegen der Länge der Ausführungen. Ich weiß: Texte sind eine Belästigung, lange eine umso größere.

Zumal sie doch
etwas 
O.T. sind.
Und gegen Marschmusik brauche ich mich nicht einmal kurz auszusprechen.
Eher stimme ich deinem "Wahrscheinlich sind derartige Problemstellungen letztenendes auch nur musikalisch aufzulösen" mit dem gegebenen Musiktipp zu.
