Natürlich geht es um Wettkampf, aber Wettkampf sollte per definitionem fair sein. Insofern ist es schon ein sinnvolles und wichtiges Anliegen, sich Gedanken darüber zu machen, wie man die Chancengleichheit des Wettkampfes fördern kann.
Mal von der philosophischen Jahrtausendfrage abgesehen, was überhaupt Gerechtigkeit ist: Selbstverständlich gibt es keine absolute Gerechtigkeit. Das heißt aber weder, dass es überhaupt keine Gerechtigkeit geben kann, noch bedeutet es, dass man Gelder nicht mehr oder weniger gerecht verteilen kann.
Das beste Beispiel ist m.E. das Drafting-System in den USA. Es würde ja niemand bestreiten, dass in der NBA oder der NHL Wettkampf stattfindet. Natürlich herrscht auch dort keine absolute Gerechtigkeit oder Chancengleichheit. Aber das Drafting-System soll dafür sorgen, dass die Toptalente bei den Teams landen, die in der Vorsaison am schlechtesten abgeschnitten haben - und nicht bei den Topteams, wie es geschähe, wenn allein die Gesetze des Marktes Platz greifen. Nimmt man das Salary Cap hinzu, ist es wesentlich schwieriger, sich einfach jedes Jahr wieder das Topteam schlechthin zusammenzubasteln, wie das etwa die Bayern machen. Insofern kann man das US-amerikanische System durchaus als besonders gerecht einstufen. (Man kann auch sagen, es ist furchbar ungerecht, weil man für Erfolg nicht belohnt, sondern geradezu "bestraft" wird. Das folgt aus dem schillernden Begriff der Gerechtigkeit.)
Leistungsabhängige Zahlungen sind ganz sicher auf ihre Weise gerecht. Man kann abern icht ernsthaft behaupten, dass dies der einzig gerechte Verteilungsschlüssel wäre. Dass Gleichheit ein wesentliches Kriterium für Gerechtigkeit ist, lässt sich kaum bestreiten.Ich finde alleine deswegen schon nur gerecht wenn es nach Leistung auch entsprechende Zahlungen gibt. Das sich die Schere dadurch vergrößert ist die halbe Wahrheit. Gleichzeitig muss man mit dem mehr Geld auch richtig umgehen. Bremen z.b. war mal die Nummer 2 und jetzt sind sie fast am ende. Die Blauen haben auch wie der HSV und andere sich übernommen. BMG dagegen arbeitet seit Jahren ähnlich wie wir konstant und hat sich von einem fast Absteiger zu einem CL Kandidaten hochgearbeitet ohne RB, Bayer, VW im Rücken.
Wie gesagt: Welchen Verteilungsschüssel man für gerecht(er) hält, ist letztlich eine Frage des eigenen Verständnisses von Gerechtigkeit und damit auch eine Frage der eigenen Ideologie.
Wenn ich sage, die Schere geht weiter auf, meine ich natürlich die strukturellen Konsequenzen eines gleichen Verteilungsschlüssels. Dass immer einmal wieder Vereine die "Gesetzmäßigkeiten" durchbrechen, ist die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt. Bremen war sowieso ein Sonderfall, weil die insgesamt einen eher kleinen Etat haben und auch damals hatten. Die sind nicht irgendwann von der Spitze weggebrochen, weil sie schlecht mit ihrem Geld umgegangen sind; sie waren vielmehr eine erstaunlich lange Zeit da oben, weil sie extrem gut gewirtschaft und overperformed haben. Gewiss hatten sie auch das Glück, Abgänge immer erstaunlich reibungsfrei zu kompensieren. Erst Micoud mit Diego, dann Diego mit Özil.
Dass die Schere strukturell weiter aufgeht, ergibt sich vor allem, wenn man die Fernsehgelder nicht als absolute Zahlen betrachtet, sondern relativ zum Etat. Wenn eine Umverteilung etwas dazu führt, dass wir 12 Mio. weniger bekommen und Bielefeld 12 Mio. mehr, dann macht das bei uns nicht einmal zehn Prozent des Etats aus, bei Bielefeld dagegen fast 50 Prozent.
Für die Aufsteiger als Beispiel dürfte dies die Chancen deutlich erhöhen, den Anschluss zu schaffen und nicht sang- und klanglos wieder abzusteigen. Im Übrigen hast Du natürlich völlig Recht, dass durch eine gerechte Verteilung innerhalb einer Liga neue "Ungerechtigkeiten" schaffen kann. In Deinem hypothetischen Szenario, in dem die Gelder in der 1. bis 3. Liga völlig gleichmäßig verteilt würden, müsste zwangsläufig die Schere zwischen der 3. Liga und dem Amateurbereich extrem aufklaffen. Welcher Aufsteiger in die 3. Liga sollte da eine ernsthafte Chance haben mitzuhalten? Nur würde ich bestreiten, dass man daraus schlussfolgern kann, dass es eine gerechte Verteilung nicht gibt oder nicht geben kann.