#1663
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von Schwejk » Fr 5. Mär 2021, 12:04
Aus dem Newsletter "Post aus Washington" von Fabian Reinbod (5. März / Ausgabe #105 - Die USA nach Donald Trump – jeden Freitag kurz erzählt und erklärt.)
Guten Morgen aus Washington,
wo ich in dieser Woche vor der Frage stand, ob ich Teil der Lösung bin oder Teil des Problems.
Am Donnerstag vor acht Tagen hatte ich die Jagd nach einer Impfung aufgenommen, am Freitag dann einen Termin ergattert und am Dienstag um 12.20 Uhr pikste mir ein freundlicher Apotheker namens Khalid in einem Raum, in dem zu normalen Zeiten Rentner Bingo spielen, in den rechten Oberarm.
Ich habe tatsächlich meine erste Corona-Impfdosis bekommen und endlich einmal kann ich Ihnen eine Erfolgsgeschichte aus Amerika erzählen. Und das, was die USA bei den Impfungen hinbekommen, müsste die Bundesregierung in Deutschland eigentlich beschämen.
Da gerade eine angespannte Mischung aus Impfdrang, Impffrust und auch Impfneid in der Luft liegt und bevor sich jemand empört, dass ein halbjunger Mann wie ich (immer noch keine 40!) rankommt, will ich betonen: Vorgedrängelt habe ich mich nicht. Ich hatte großes Glück, aber ich war tatsächlich auch an der Reihe. Washington hat in dieser Woche sein Impfprogramm stark ausgeweitet auf alle ab 18 Jahren, die eine Vorerkrankung wie Asthma oder Diabetes haben.
Zwei Millionen Amerikaner werden gerade Tag für Tag geimpft. Jeder sechste Bürger hat bereits eine Dosis bekommen, 16 Prozent also – in Deutschland sind es 5,5 Prozent. Donald Trump, der in der Pandemie so gut wie alles falsch gemacht hat, lag beim Impfstoff richtig. Sehr früh hat er sehr viel bestellt, ohne zu wissen, ob die Stoffe wirken werden oder nicht. (…)
Wer glücklich ist, bedarf nicht der Bosheit (Horkheimer).
Wer denkt, ist nicht wütend (Adorno).
Die Hölle, das sind die anderen (Sartre).
Der freie Marx hegelt das (SJ).