Pew hat geschrieben: ↑Di 29. Dez 2020, 11:15
Bernd1958 hat geschrieben: ↑Mo 28. Dez 2020, 12:38
und bei Brandt?
Brandt hatte über weite Teile seiner Zeit in Leverkusen eine ähnliche Tendenz wie bei uns. So richtig durchgestartet ist er erst als Bosz kam. Der zieht erstens ein besser (bzw mutiger) strukturiertes Ballbesitzspiel auf, als wir das zu den meisten Zeiten unter Favre hatten und zweitens hat er Brandt zum kreativen Herzen des Teams gemacht, indem er ihn konsequent im ZM aufgestellt hat und alle Freiheiten am Ball gab.
Mich erinnert der Bursche mittlerweile an Mkhitaryan: riesen Talent, aber er muss des Trainers Liebling sein, um es voll abzurufen. Bei uns durfte er fast nie auf seiner Lieblingsposition spielen, 100% vertraut hat Favre ihm wohl nie, da ist es dann wahrscheinlich auch kein Wunder, dass er sich so hängen lässt. Vor allem jetzt, wo das Team als ganzes auch keine Stütze für den einzelnen ist. Da hängt so ein Typ dann besonders durch. War bei Mkhitaryan in Klopps Krisensaison nicht anders.
Ich denke Edin Terzic sollte schauen, dass er ihn wieder mental ein bisschen aufbaut, denn mindestens als Einwechselspieler kann Brandt schon noch immens wichtig sein und dann muss man zum Sommer den neuen Trainer fragen, ob er Brandt als seinen Stamm 8er sieht und wenn der davon nicht überzeugt ist, dann muss man sich wahrscheinlich trennen.
Bei Brandt sind die Erklärungsansätze natürlich besonders spekulativ, weil er ein großes Rätsel ist. Der Vergleich mit Mkhitaryan hinkt für mich aber ein wenig. Mkhitaryan war ein extrem sensibler Spieler, der m.E. seine Fehler deshalb gemacht hat, weil er es allen beweisen wollte. Bei ihm konnte man auf dem Platz immer sehr deutlich sehen, dass und wie sehr er mit sich selbst hadert. Insofern ähnelt er für mich eher Dahoud. Das sind Spieler, die besonders auf Vertrauen angewiesen sind.
Bei Brandt habe ich dagegen das Gefühl, dass er die meisten Fehler eher aus Nachlässigkeit oder sogar Überheblichkeit macht. Und während Mkhitaryan und Dahoud auch an schlechten Tagen immer alles in die Waagschale werfen, fehlt mir das bei Brandt völlig. Wenn aber mein Eindrück zuträfe, dass Brandt die Konstanz eher aufgrund von Überheblichkeit fehlt, sehe ich nicht, warum mehr Vertrauen vom Trainer die Dinge besser machen sollte. Wenn überhaupt bräuchte es dann einen Trainer, der den letzten Willen aus ihm rauskitzelt. Klopp hat das beim ebenfalls lethargischen Giovanni Federico erklärtermaßen mal probiert ("Ich möchte das Tier in Federico wecken").
Was mir durchaus möglich erscheint, ist, dass Brandt besser oder nur funktioniert, wenn man ihn auf die Zehn stellt und ihm Narrenfreiheit gibt. Allerdings hätte ich selbst auf Basis dieser Hypothese Bedenken, ob man das tun sollte. Man würde dann das System extrem auf einen Spieler zuschneiden, der bisher schlicht und einfach noch nicht geliefert hat. Es wäre dies ein Spieler, der bisher durch eine hohe Fehlerquote und lasches Zweikampfverhalten aufgefallen ist. Da muss man sich schon auch fragen, wie das in der Mannschaft ankommt, wenn man gerade so einem Spieler so viel Freiheiten gibt und dem Rest der Mannschaft signalisiert: Die Zweikämpfe müsst ihr dann halt für ihn führen und wenn er mal wieder den Ball verliert, habt ihr die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Mir persönlich wäre es da lieber, Brandt abzuschreiben und abzugeben und durchweg auf Spieler zu setzten, die auch gegen den Ball wertvoll sind. Einen Spieler aufgrund seiner (potenziellen) Brillanz durchzuschleppen, ist m.E. ein Modell, das aus der Zeit gefallen ist (passend dazu
https://www.kicker.de/wie-der-zehner-au ... 36/artikel).