Hmm, wie gesagt, ich fand die Äußerung zum Training gut, da ich Kohfeldt durchaus selbstkritisches Hinterfragen zutraue. Er ist noch ein junger Trainer, dabei selbstbewusst, aber auch mit der Fähigkeit zur Selbstreflektion - so schätze ich ihn zumindest ein. Es bleibt wohl eine Auslegungssache, ob er mit den Äußerungen die Schuld indirekt zu den Spielern schieben wollte, oder er sich dabei selbst mit ins Boot geholt hat und bei der ehrlichen Aufarbeitung helfen möchte.Pew hat geschrieben: ↑Di 14. Jul 2020, 18:36
Naja wie viel ist eine Philosophie wirklich wert, wenn man sie wenn es schlecht läuft direkt über Bord wirft und dann nicht mal sagen kann, dass man für seinen Pragmatismus belohnt wurde? Wer bei uns mutigen Fußball spielen lassen möchte wird da auch so einige Rückschläge und Kritik einstecken müssen.
Und den Satz mit dem Training hab ich auch gelesen, für mich klang das aber verdächtig nahe am: "ich entschuldige mich dafür, dass die Spieler nicht meinen Ansprüchen genügten".
Bzgl Rose:
Bei den Bayernspielen hast du einen Dreher drin, im Hinspiel wurde man dominiert und dann hintenraus gewonnen, im Rückspiel war man (zumindest in Sachen Ballbesitz) besser im Spiel, aber hat 1:2 verloren - allerdings hatte Bayern da schon angefangen zu rotieren, mit Cuisance auf der 10, Zirkzee auf der 9, Perisic auf dem Flügel und (so verrückt das vor der Saison geklungen haben mag) Hernandez für Davies, was die Einordnung des Spiels schwierig macht.
Aufschlussreicher ist da vielleicht die Ballbesitzstatistik über die ganze Saison gesehen, da steht man bei "nur" 51.7%" (61.5% Bayern, 60.1% Bayer, 58.5% BVB, 54.1% Leipzig). Ich hatte bei Gladbach oft den Eindruck, dass die Räume bespielen, die in unseren Spielen gar nicht vorhanden sind (bzw die wir uns erst erarbeiten müssen), da wird mal eben ein Ball zwischen die Linien bzw hinter die Abwehr gespielt oder die Gegner lassen sich in der Anfangsphase überfallen.
Deshalb hoffe ich, dass die Gegner nächste Saison etwas mehr Respekt haben und weniger naiv agieren, damit Rose zeigen muss, wie er sich in einer dominanteren Rolle zurechtfindet. Bei Hasenhüttl gab es einen Ähnlichen Effekt, der hatte in seiner Aufstiegssaison auch "nur" 51.9% Ballbesitz und gar ne Passquote von 74.8% - war damit aber trotzdem ziemlich erfolgreich. Als die Gegner im nächsten Jahr dann nicht mehr so großzügig waren, Ballbesitz und Passquote nach oben bzw die Zahl der langen Bälle nach unten ging, da war es relativ schnell vorbei mit dem Glanz.
Einen kompletten Einbruch gab es bei Leverkusen nicht, so richtig aus dem Rahmen gefallen ist da finde ich nur das Spiel gegen Wolfsburg. Am Ende waren sie immer noch mit für ihre Verhältnisse sehr guten 35 Punkten das 3. beste Rückrundenteam und haben 5 Punkte gutgemacht auf Gladbach. Platz 4 hat man verpasst, weil sie in der Hinrunde einfach zu lange brauchten, um den Abgang Brandts zu kompensieren. Sicherlich kann Boszs Fußball die Defensive auch gerne mal entblößen, aber ich finde, dass die da auch ziemlich große individuelle Defizite haben: Wendell ist total fehleranfällig, Weiser ist Hakimi für Arme, seine Alternative ist L. Bender, der defensiv verlässlich, aber offensiv nicht existent ist. Ein nettes Statement zu Tah wäre, dass er seit 2 Jahren stagniert - am Ende ist Tabsoba, mit seinen 19 Jahren, der beste IV in dem Laden und S.Bender im Rahmen seiner Möglichkeiten der einzige verlässliche. Bei dem was immer Bosz immer über defensive Anfälligkeit nachgesagt wird sind 44 Gegentore da finde ich relativ respektabel, wir haben auch nur 3 weniger, Gladbach 4.
Havertz wird man nicht 1:1 ersetzen können, allerdings habe ich auch manchmal den Eindruck, dass er wichtiger gemacht wird, als er ist. Wenn sie für die Ablöse einen guten für die Offensive und jemanden, der die rechte Seite belebt, kriegen, dann muss das nicht mal eine riesen Schwächung sein. Viel wird auch davon abhängen, ob bzw was für Schritte Leute wie Palacios, Amiri, Diaby oder Paulinho in ihrer individuellen Entwicklung machen können.
Mir macht ehrlich gesagt der Abgang Hakimis im Moment mehr Sorgen, als ein möglicher Verkauf Sanchos. Wir hatten jetzt mit dem "343" mal wirklich ein System gefunden, das langfristig einen sehr stabilen Eindruck gemacht hat, sowohl offensiv als auch defensiv. Hakimi und seine defensiven Nachlässigkeiten waren einer der Hauptgründe, wieso die 3er Kette defensiv nötig war, auf der anderen Seite hat er aber auch eine unglaubliche Präsenz für einen Wingback gehabt, insbesondere mit seinen Läufen in die Tiefe. Gerade Konter liefen gefühlt alle über seine Seite und waren auch deshalb besonders Durchschlagskräftig, weil er seinen Gegenspielern in diesen Situationen schlicht weggelaufen ist. Sancho können wir qualitativ sicherlich nicht 1:1 ersetzen, aber wenn es nur er wäre der geht, dann könnte man zumindest sein Erfolgsrezept beibehalten (tatsächlich waren die Ergebnisse ohne ihn in der Startelf gar nicht so schlecht: Gladbach 1:0 und 2:1, Derby 4:0, Wolfsburg 2:0, Leipzig 2:0 - auf der anderen Seite Bayern, Barca und zuletzt Hoffenheim). Meunier ist hingegen dann doch ein anderer Spielertyp als Hakimi, wenn man den einfach in die Aufstellung "copy pasted", befürchte ich, dass uns in der Offensive öfter die Breite fehlt, weil er nicht so schnell nach vorne kommt und selbst wenn doch nicht im Ansatz die gleichen Angriffsqualitäten hat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit ihm wieder zur 4er Kette zurückkehren muss und dann geht die Suche nach der richtigen Balance wieder von vorne los. Ausgang offen.
Oh, das kann sein, dann habe ich mich mit dem Hin- und Rückspiel vertan. In welchem Spiel hatte sich Rose denn ein wenig verzockt? Embolo hatte einen richtig guten Lauf und Rose hat ihn dann doch auf die Bank gesetzt, weil er defensiver spielen wollte. Und erst nach der Einwechslung von Embolo war Gladbach richtig im Spiel. Egal, wie das Spiel dann ausgegangen ist, Rose wird daraus sicherlich seine Schlüsse ziehen.
Bezüglich dem Ballbesitz-Thema müssen wir wohl die kommende Saison abwarten, ob oder wie sich das bei Gladbach verändern wird. Allerdings wissen wir beide ja auch, dass die bloße Zahl noch keine Aussage darüber gibt, inwiefern der Ballbesitz sinnvoll genutzt wird. Mir ist unser Ballbesitzspiel oftmals zu horizontal angelegt. Und gerade Sancho und Hakimi sind wohl unsere großen Pluspunkte, wenn es um das vertikale oder diagonale Passspiel geht, da beide aufgrund ihrer Schnelligkeit herausragende Empfänger dieser Pässe sind. Aber wie Du richtig anmerkst, liegt es nicht nur am eigenen Team, sondern auch am Gegner.
Es kommt dann meinetwegen darauf an, wie man einen Einbruch definiert, aber Leverkusen hat vom 18. bis zum 27. Spieltag in 10 Spielen 25 Punkte(2,5 Punkte im Schnitt) geholt und dann vom 28. bis zum 34. Spieltag in 7 Spielen nur noch 10 Punkte(1,4 Punkte im Schnitt). Und ja, zum Schluss war auch die Niederlage gegen die Bayern dabei. Allerdings in der starken Phase auch der Sieg gegen den BVB. Ich bleibe dabei, Leverkusen ist zum Schluss schwächer geworden. Bei den Einzelbewertungen bin ich komplett bei Dir. Man könnte den Spieß aber auch umdrehen und nicht die Defensive der Leverkusener kritisieren, sondern der Offensive zu wenige Tore bescheinigen. So oder so, Leverkusen wollte in die Top-4 und sie sind nicht nur von den Punkten daran gescheitert, sondern auch vom Torverhältnis schlechter als die ersten 4.
Sicherlich wird es davon abhängen, wie sich die von Dir aufgezählten Spieler entwickeln. Aber hast Du in der Rückrunde mal die Torschützen bei Leverkusen verfolgt? Ohne Havertz wäre Leverkusen nicht mal in die Nähe der CL-Plätze gekommen, glaube ich zumindest.
Ja, den Punkt mit dem jetzt funktionierenden 3-4-3-System habe ich auch schon länger auf dem Schirm. Wenn das Glas halbleer ist, werden wir wieder große Startprobleme haben, da Meunier einen ganz anderen Impact auf unser Offensivspiel haben wird. Wenn dann noch Sancho wechselt, werden sich viele Spielsituationen, die sich mit ihm ergeben haben, nicht mehr nachstellen lassen. Die Technik, die Übersicht bei Vorlagen, die Schnelligkeit, das wird uns fehlen. Wenn das Glas halbvoll ist, gibt es entweder Lösungen im 3-4-3 mit Meunier, oder wir stellen wieder auf das 4-2-3-1 um und haben mit Meunier endlich wieder einen defensivstarken Rechtsverteidiger. Dann haben wir auch wieder einen Spieler mehr im MIttelfeld und können so für mehr Dominanz sorgen. Wie das am Ende aussehen wird, steht auf einem anderen Blatt. Was aber nicht passieren sollte, ist, dass wir mit dem 3-4-3 beginnen, dann Probleme haben und Punkte liegen lassen und dann wieder zu spät umstellen, also so wie in der abgelaufenen Saison. Im Grunde, ist eine frühzeitige Lösung für dieses Problem, mein ganz großer Wunsch für die nächste Saison.