#2807
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von Shafirion » Di 22. Sep 2020, 09:30
Und weil es dazu so gut passt: Zwar ist Schalke jetzt nicht gerade die Messlatte, aber ich denke dennoch, dass uns nach dem "CL-Turnier" nun auch der vergangene Freitagabend einen Blick in die Glaskugel ermöglicht hat. Bei Bayern wächst etwas zusammen, was es so noch nicht gab. Die werden vermutlich in den kommenden Jahren den europäischen Fußball prägen wie vielleicht nie zuvor (die einzige offene Frage ist, wie lange Lewy sein Niveau hält, ob und wie man ihn dann ersetzt bekommt). Dementsprechend müsste schon viel zusammenkommen, damit die nicht souverän und ungefährdert den Titel in der Liga holen, und zwar nicht nur diese Saison, sondern auch in den kommenden Jahren. Das kann jetzt gerne wieder jemand als fatalistische Sichtweise bezeichnen; ich meine, es ist ein gesunder Bezug zur Realität.
Dementsprechend wären wir gut beraten uns eine zu dieser Realität passende Anspruchshaltung zuzulegen. Unter den gegebenen Umständen wäre ein Abo auf den zweiten Platz m.E. schon eine gute Sache. Vor allem aber ist es für uns wichtig, uns konstant zu entwickeln. Dass man Sancho ohne Störgeräusche noch ein Jahr gehalten hat, ist da ein erster wichtiger Schritt. Der nächste wird schon dadurch vorbereitet, dass man mit Reyna und vielleicht Reinier schon frühzeitig Vorkehrungen für seinen sicher anstehenden Wechsel trifft.
Richtig ist, dass man diese Saison Fortschritte sehen muss, daran muss sich auch Favre messen lassen: Weniger Ausrutscher gegen "kleine" Gegner, weniger Einbrüche. Die Spiele gegen Bayern sind aber aus meiner Sicht z.B. kein Gradmesser. Gegen die sind auch ganz andere Vereine unter die Räder gekommmen; man frage mal in Barcelona nach. Natürlich ist da an einem guten Tag was möglich, aber auch dafür muss einiges zusammenkommen.
Fatal wäre es, sich zwanghaft Titelambitionen auf die Fahnen zu schreiben, die angesichts des Erwachens der Macht in München einfach absurd wären. Deshalb kann ich auch beim besten Willen nicht daran glauben, dass es dieses ominöse Ultimatum für Favre (Titel oder Trennung) gibt. Jedenfalls wäre das kein Ausdruck realistischer Ambitionen.
Überzogene Titelansprüche führen auch dazu, dass man es sich selbst schwermacht, unsere wahnsinnige Entwicklung als solche zu würdigen und zu genießen: Wir bringen jetzt Jahr für Jahr Granaten raus und schaffen es konstant, Megatalente zu uns zu lotsen, um die uns ganz Europa beneidet, und auch wenn wir noch nicht auf dem Niveau sind, dass wir sie langfristig binden können, bringen uns allfällige Verkäufe finanziell in eine neue Liga (Dembélé, Pulisic, Sancho, Reyna, Haaland, Bellingham - um nur die krassesten Fälle zu nennen).