slig hat geschrieben: ↑Mo 25. Nov 2019, 10:40
ich glaube der punkt liegt nicht im reinen technokratischem, wie zahlenspiele der taktik.
SONDERN:
-in der fähigkeit spieler zu motivieren. zu erkennen wem erzähle ich wieviel was seine aufgaben sind damit der sich auf seine stärken konzentrieren kann.
-vertrauen in mich, mein spiel, und meine spieler auszustrahlen. und kein auf details versessener zauderer sein, der anstatt die spieler mit details zu überfrachten vielleicht einfach mal wille und mut austrahlen, und die spieler an sich glauben lassen
-zu erkennen, dass ich solch einen kader nicht einbremsen kann, pressing verbieten, das umschaltspiel verlernen...
-spieler die ewig nicht spielen, dann reinkommen und klasse sind, nicht direkt wieder absäbeln. und nicht die spieler, die wochenlang einen bock nach dem anderen schiessen aber weiter drin lassen. und so die stimmung und motivation weiter runterreissen.
das sind so die "mentalen" , "menschlichen" apsekte, bei denen ich favre mittlerweile 0 punkte gebe.
dazu kommen ganz klar taktische, und die sind wie gesagt keine zahlendreher:
- umspielen von pressing können wir nicht, wie amateure stellen wir uns da an
- umschaltspiel können wir nicht, darin waren wir mal oberklasse
- standardsituation höchstens mittelmaß, angst hat da keiner vor uns, wir aber ständig falls der gegner welche hat
- variabilität? null? es ist immer dasselbe, immer dieselbe hoffnung auf denselben fussball, der nicht funktioniert, und alle (spieler und zuschauer) einen stein ans bein kettet. kombiniert mit immer denselben komischen entscheidungen wer in der start11 steht.
wenn es mal ballbesitz wäre, und bei anderen gegnern zurückziehen und dann wieder vorne pressen....unterschiedliche taktiken für unterschiedliche gegner oder zu unterschiedlichen phasen im spiel. wir aber können nicht mal plan a richtig gut. von plan b im repertoire ganz zu schweigen
Punkt 1: Die Grenzen sind doch fliessend. Mit dem alleinigen: "Gehts raus und spielt Fußball" ist es heutzutage auch nicht mehr getan.
Punkt 2: Seine Zögerlichkeit in der Außendarstellung kann man ihm zum Vorwurf machen, klar. Aber jeder ist so, wie er ist. In dem Sinne trägt nicht jeder sein Selbstbewusst auf der Zunge. Und es gibt nur ganz wenige Trainer der Zunft, die den Spagat zwischen guter Entertainer für die Masse und knallharter Hund im täglichen Trainingsbetrieb hinbekommen.
Punkt 3: Halte ich für übertrieben. Pressing ist kein Allheilmittel. Es ist und bleibt ein Stilmittel, wie alle anderen Stilmittel auch. Pressing schützt auch nicht vor Gegentoren. Und wenn ich über Ballbesitz Kontrolle ausüben möchte, muss ich darin zumindest mal eigene, auf Leichtsinn beruhende Ballverluste vermeiden. Wir kassieren gegen Paderborn drei Gegentore in einer Halbzeit. Und dreimal hervorgrufen durch eigene Nachlässigkeiten. Nicht etwa, weil der Gegner uns spielerisch absolut überlegen ist. Klar werden wir dabei jedesmal überlaufen. Überlaufen aber deshalb, weil wir in der Vorwärtsbewegung schlicht zu viele falsche Entscheidungen treffen. Zu unsauber sind. Und wir haben das Umschaltspiel auch nicht verlernt. Und wer gegen Paderborn z.B. eine Mannschaft erwartet, die Paderborn im Heimspiel per Umschaltspiel schlagen soll, lebt auch nicht unmittelbar in der Realität. Nein, wenn dann muss man die schon über die eigene Qualität schlagen. Auch auch mal geduldig sein und die Gegenangriffe souverän wegverteidigen. Wenn man die aber durch eigene Nachlässigkeit zu drei Kontern einläd, braucht man sich über drei Gegentore im Zweifel nicht wundern.
Punkt 4: Rotation gehört aber in solchen Vereinen nun mal dazu. Nicht nur wegen der Belastung, sondern auch, um jeden Spieler mitzunehmen. Das ist eher eine Frage der richtigen Kommunikation und weniger dass man es tut.
Punkt 5: Doch, können wir. Wir finden danach nur keine Lösung und ergeben uns in zum Teil unnötigen Kurzpassspiel an der Seitenlinie, bis der Ball wieder weg oder erneut beim IV oder Tormann ist. Und spätestens am gegnerischen Strafraum vertendeln wir die Kugel. (falsch getimte Pässe, Pässe ins Nichts, fehlerhafte Ballannahme, unsaubere Flanken, kaum Läufe in die Tiefe. Die kommen meist erst dann, wenn es allgemein besser läuft.)
Punkt 6: Nochmal. Gegen Teams wie Paderborn bekommt man nicht so viele Gelegenheit fürs eigene Umschaltspiel. Und Pressing führt in der Regel gegen solche Teams dazu, dass man im eigenen Ballbesitz erstickt. Das war auch am Freitag mehr oder weniger der Fall. Und die Gegentore fallen einzig und allein, weil wir das durch eigene Unzulänglichkeiten zulassen.
Punkt 7: Das wird medial aber auch enorm aufgebauscht. Wirklich Punkte gekostet hat uns die unterstellte Standardschwäche nicht unbedingt. Das waren, im Gegensatz zur zitierten Standardschwäche, eher die Leichtfertigkeiten im Spielaufbau.
Punkt 8: Was will man nun genau? Mehr Variabilität oder festes System und 90 Minuten Dauerpressing? Entscheidend ist weniger, was man spielt, sondern wie man es umsetzt. Und wir sind in der Umsetzung schlichtweg zu leichtfertig. Und genau das spüren die Gegner auf dem Feld! Oder hat man Paderborn in der zweiten Halbzeit noch so erfolgreich anlaufen sehen, wie vergleichsweise in der ersten Halbzeit? Sie mussten das nach der Führung zwar nicht mehr, aber sie hatten auch weniger Erfolg damit, wenn sie es versuchten, weil wir ein Stück weit sicherer und auch klarer in den Aktionen waren.
Punkt 9: Stimmt so auch nicht, sonst wären diverse Aufholjagdten so gar nicht möglich gewesen. Und da kann man diverse Spiele aus der Vorsaion genauso heranziehen, wie einige Beispiele in der Spielzeit. Selbst die Tatsache, dass wir nach eigener Führung gerne Gegentore kassieren (hin und wieder auch Kontergegentore!) liegt mehr oder weniger an unserer Begabung, durch eigene Leichtfertigkeiten die Gegner zurück ins Spiel zu holen.
Siehe z.B. letzte Saison das Spiel in Leipzig zum Rückrundenauftakt. Im Grunde der Ausgangspunkt für die aktuelle Situation. Ersten 20, 25 Minuten alles im Griff. gegnerisches Pressing gut umspielt und bei eigenem Ballbesitz zielstrebig und konzentriert geblieben. Damit geht um die 20 Minute in Führung. Danach fängt man an, die seriöse Linie zu verlassen. Streut hier und da ein Zauberkunsstück ein, was schief geht, wird schlampig im Passspiel und gestattet dem Gegner, der zuvor kaum Zugriff hatte, mehr und mehr die Kontrolle zu übernehmen. Ich habe das damals im Westlineforum noch nicht so deutlich geschrieben, hatte das aber bereits auf der Zunge. Das war schlicht und ergreifend Arroganz oder Selbstgefälligkeit. Da gingen die teaminternen Leichtfertigkeiten los.
Man hat sich zwar im Spiel gegen Leipzig immer mal wieder gefangen, den Pfad zur Seriosität gefunden, machte in den Phasen aber den Sack nicht zu. Und seit dem Spiel damals ist der Wurm drin. Ich hatte damals echt so eine blöde Ahung. Danach folgten dann so glorreiche Dinger wie das Pokalaus gegen Bremen (eigene Führung kurz vor Schluss) oder das 3:3 gegen Hoffenheim, nach einer 3:0 Führung zur Pause. Und damit war der Bruch mehr oder weniger besiegelt. Das Spiel gegen Schalke war dann mehr oder weniger die Kröhnung des ganzen. Der Rest sind Unsicherheiten, die sich aus den Ergebnissen dann zwangsläufig ergeben.
Und eine Verbesserung schafft das Team wahrscheinlich nur, wenn sie endlich mal wieder den Pfand zur Seriosität beschreitet. Weniger Kunst, mehr Basics. Genau das, was sie Mitte der ersten Hinserie unter Favre ausgemacht hat. Da sind auch Dinge schief gegangen, aber man blieb zumeist zielstrebig im Spiel. Aktuell versucht man es mit Kunst und ergibt sich in Eitelkeiten, wenn es nicht funktioniert.
Und sogar die Aussagen der Spieler selbst gehen in diese Richtung.
Gruß Ignazius