Dass ein dominantes Ballbesitzspiel nicht Favres Idee widerspiegelt, ist mir bewusst. Mir geht es ja eher um die Diskrepanz zwischen Potential und gezeigter Leistung auf fremden Plätzen und wie es dazu kommt. Wie bewertest Du denn unsere Spielidee? Werden mir mit dieser Spielidee unsere Ziele mittel- bis langfristig erreichen können? Wenn wir nicht dominanter werden, glaube ich nämlich nicht daran.Pew hat geschrieben: ↑Mi 25. Sep 2019, 11:44 Der Auszug bezieht sich ja auf unser Spiel als ganzes?! Da kann ich kaum mitgehen.
Favre ist ja auch kein Idiot, dem ist schon bewusst, dass es nicht gerade für Druck und Spielkontrolle sorgt, wenn man mit Delaney startet und tief verteidigt. Das ist durchaus bewusst in Kauf genommen, weil man eben gar nicht das Ziel hat die Gegner unbedignt zu erdrücken, gerade in der ersten Halbzeit geht es viel eher um Effizienz, wenig zulassen und das mitnehmen was sich anbietet, während der Gegner sich müde läuft.
Hat der Gegner dann länger den Ball ist das erstmal nicht unbedingt ungewollt, solange man richtig verteidigt, weil sich dadurch Möglichkeiten und Räume ergeben, um mit das Tempo unserer Offensive auszuspielen.
Hat man selbst länger den Ball ist es erstmal das Ziel ihn viel von Seite zu Seite laufen zu lassen, damit der Gegner sich beim Verschieben aufreibt oder eben Lücken entstehen, wenn er es nicht tut.
Selbst die erste HZ in Köln wäre ohne das übliche Eckentor ein klarer Punktsieg gewesen, weil der Gegner so viel investieren musste, um unser Spiel zu verhindern.
Wirklich Druck machen wollen wir im Normalfall erst ab der 60. wenn beim Gegner so langsam die Kräfte schwinden, das Verschieben und Decken schlampiger wird und Favre mit offensiven Wechseln das Spiel scharf macht. Paradebeispiel waren hier Hakimi und ganz besonders Brandt gegen Köln.
Das gehört natürlich zur Wahrheit. Aber ebenfalls zur Wahrheit gehört, dass Frankfurt nach dem 0:3 gegen Arsenal auch sichtlich verunsichert war und wir diese Phase, diese 30 Minunten in der die Frankfurter am Boden lagen, nicht ausreichend nutzen konnten. Frankfurt hat sich geschüttelt und dann ab der 30. Minute ins Spiel gekämpft und war danach auf Augenhöhe. Somit war das Unentschieden am Ende nicht unverdient, finde ich zumindest. Die vollen 90 Minuten spiegeln halt die Wahrheit wieder und nicht nur die ersten 30.Pew hat geschrieben: ↑Mi 25. Sep 2019, 11:44 Gegen Frankfurt trifft die oben genannte Kritik noch weniger zu, denn die haben wir selbst mit der normalen Startaufstellung dermaßen hergespielt, verwertet man auch nur halb so abgeklärt wie gegen Leverkusen, dann schießt man die in der ersten halben Stunde ab.
Dass unsere Spieler die Qualität haben, genau diese Konter in Normalform auszuspielen, ist doch bewiesen. Daher bleibt die Frage, wieso kommen diese Pässe nicht mehr an? Wieso werden manche Laufwege dann nicht bzw. nicht richtig gemacht?Pew hat geschrieben: ↑Mi 25. Sep 2019, 11:44 Das Problem ist doch viel eher, dass unser tiefes Zurückfallen in der Defensive zwar gut funktioniert, wenn der Gegner "normal" angreift, aber die Lichter ausgehen, wenn er anfängt alles nach vorne zu werfen, dann stehen wir zwar immer noch horizontal kompakt und schützen das Zentrum, aber die Flügel werden gnadenlos überladen und der Gegner kommt so zu zahlreichen Flanken. Selbst das wäre vielleicht nicht mal das größte Problem, wenn wir dann in der Lage wären im Rücken der aufgerückten Gegner unsere Konter auszuspielen und so aus diesem Schlagabtausch mit den deutlich besseren Chancen hervorgehen würden. Aber in der Realität entsteht dann leider wenig konstruktives, die Bälle werden rausgeschlagen, kommen meistens direkt zurück und der Druck wächst, wodurch dann auch Spieler wie Delaney mal einen Fehler machen.
Das ist aber mMn ein ganz anderer Prozess, als der vom TM User beschriebene, unser Teufelskreis entsteht nicht aus unseren eigenen Offensivbemühungen und ggf daraus entstehenden Frust bzw Stress, sondern aus unserem Defensivverhalten heraus.
Ich finde es eigentlich sehr logisch, dass Frust dadurch entstehen kann, wenn eine Mannschaft mit offensiv denkenden Spielern wie Reus, Sancho, Hazard, Brandt, Paco, Götze, Hakimi und Guerreiro (vom Gegner und von der Spielidee) zu sehr in die Passivität gezwungen wird. Wenn so eine Gala wie gegen Barca oder Leverkusen ansteht, spielen eigene Egos eine untergeordnete Rolle. Aber wenn es dann gegen Union und Köln geht, dann kann ich mir vorstellen, dass ein paar Offensivspieler bei uns lieber aktiver und offensiver agieren würden. Natürlich muss sich an Vorgaben gehalten werden, aber dann ist der eine oder andere Spieler vielleicht nicht mehr mit 100% Konzentration dabei und schon passieren Fehler. Und dann wird man hektisch und so gewinnt der Gegner an Stärke.
Mannschaften wie Frankfurt oder Union lieben den Defensivansatz, weil sie aber auch jede Menge Spieler für diese Philosophie haben. Glaubst Du, dass diese Art und Weise zu unseren Spielern und zu unserem Anspruch passt?
Um das gleich vorwegzunehmen, ich bin nur auf der Suche nach Gründen. Ich will hier keine Spielidee für unpassend erklären, weil ich das auch nicht gut genug einschätzen kann. Ich glaube nur, dass es komplizierter und schwerer zu lösen ist, als es vielleicht den Anschein macht. Wenn gesagt wird, wir müssen das eine Gegentor besser verteidigen, dann ist das zwar richtig, es erkärt aber nicht das große Ganze. Denn für mich zieht sich ein roter Faden durch alle drei Auswärtsspiele.