Mike1985 hat geschrieben: ↑So 29. Nov 2020, 14:23
Verstehe nicht was es da noch zu analysieren gibt. Egal was Köln für einen guten Tag hatte, trotzdem muss man so eine Mannschaft klar schlagen. Ist das gleiche wenn ein ICE ein Rennen gegen eine Schildkröte verliert. Sagt dann der ICE auch über die Schildkröte: "Die ist heute einfach so schnell gelaufen wie vorher noch nie in ihrem Leben". Also jede Analyse über so ein Spiel empfinde ich echt als schlechten Witz. Sowas darf niemals passieren.
Egal, wie eindeutig man Köln schlagen "muss", ist eine Analyse danach m.E. nicht automatisch ein Witz. Es kommt ja immer darauf an, mit welchem Ziel man analysiert. Trainerstab und Mannschaft müssen so ein Spiel sogar analysieren, um etwas daraus zu lernen. Ich analysiere solche Spiele aus reiner Neugier. Und man kann sie auch analysieren um zu zeigen, dass manche Pauschalierungen (alles nur eine Frage der Mentalität; Reus war Schuld) übertrieben sind, wie das etwa Pew gemacht hat.
Meine persönliche Meinung: Erstens kann man Kölns Tagesform auch nicht völlig kleinreden. Ich sehe die wie gesagt häufig, weil das Herz meiner besseren Hälfte für sie schlägt. Das war gegen uns so viel besser als die meisten Spiele, dass es schon auffällt. Insbesondere die Arbeit gegen den Ball, die uns das Leben so schwer gemacht hat (Jakobs war da m.E. der größte Faktor). Zweitens werden m.E. die kleinen Zufälligkeiten zu Beginn eines Spiels gern unterschätzt. Das 3:0 in Brügge z.B. sieht in der Rückschau nur deshalb sehr viel souveräner aus, weil man bei deren Chancen anfangs Glück hatte und dann selbst genetzt hat. Macht Sancho anfangs das Ding gegen Köln, wird das sehr wahrscheinlich ein Selbstläufer. Stattdessen trifft er nur die Latte und kurz darauf macht Köln ein Tor, was m.E. niemals hätte zählen dürfen. Und plötzlich merken die: Hier geht was - und schaffen es, diesen leidenschaftlichen Kampf über 90 Minuten zu liefern.
Hinzu kommen strukturelle Schwierigkeiten bei uns wegen unterbesetzter Flügel und dann tut man sich eben mal schwer. Und auch wenn man Köln mutmaßlich schlagen "muss", sind die halt auch nicht so schlecht, dass sie einem nicht an einem guten Tag Schwierigkeiten bereiten können (das haben z.B. auch die Bayern gegen Köln merken müssen). Dann kommt noch eine schwache Chancenverwertung oben drauf und schwupps hat man den Salat (Kölns Torwart steht heute, nebenbei bemerkt, in der Elf des Tages des Kicker).
Jedenfalls würde ich das auch nicht so einseitig auf die Mentalität schieben. Warum soll die Mannschaft gegen Hertha so viel Comeback-Qualität zeigen, gegen Brügge so brutal souverän auftreten und dann auf einmal gegen Köln keinerlei Lust haben? Das ist schon generell unplausibel und wird jetzt durch die Rotation noch weniger überzeugend. Außerdem läge ja nahe, dass so ein frühes 0:1 die Mannschaft dann wachrütteln müsste. Und schießlich: Einer der meistgescholtesten Spieler (Sancho) war deshalb so schwach, weil er sich ständig festgelaufen hat. Dazu kam es aber nur, weil er sich ständig fallengelassen und Bälle geholt hat, um die dann voranzutreiben. Der Wille war da schon klar erkennbar.
Ich meine, wenn man in der Rückschau sagen muss: Ein oder zwei klare und sehr entscheidende Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, Pech und Unvermögen in der Chancenverwertung und ein gut aufgelegter gegnerischer Keeper, dann kommt da schon einiges zusammen. Das sollen jetzt keine Ausreden sein. Und man kann auch trotz einer solchen Verkettung von Umständen sicher Köln schlagen. Aber solch eine Verkettung kann eben auch dazu führen, dass man gegen Köln verliert, wenn die dazu noch einen guten Tag erwischen. Da kann man noch so oft darauf verweisen, dass man die ja eigentlich schlagen "muss".